Kaum ein Reiter ist an dem Hashtag #wirfürdenPferdesport von julis_eventer vorbei gekommen. Nach den vielen unschönen Stimmen im Netz ein Zeichen für den Zusammenhalt, ein Pro-Pferd-Zeichen, ein Zeichen für den Reitsport. Positive Stimmen brauchte der Reitsport, positive Stimmen bekam der Reitsport, bis heute. Bis zum modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. Dort spielten sich Szenen ab, die der Reitsport nicht braucht und die dort auch nichts zu suchen haben.

Das Wort Reitsport ist im besten Fall in diesem Zusammenhang nicht zu verwenden. Mit Reitsport hatte das, was heute im modernen Fünfkampf geboten wurde, wenig zu tun.

 

Aber von vorne. Der moderne Fünfkampf ist eigentlich nicht so modern wie der Name anmuten lässt. Bereits seit 1912 gehört die Disziplin zu den Olympischen Spielen. Bei dieser Disziplin werden fünf Sportarten, aus der Tradition des Militärs, miteinander verbunden. Mehrfach wurden die Regeln angepasst und fernsehtauglicher gestaltet, alle Regeln, außer die des Reitens. Den Sportlerinnen werden die Pferde zugelost. Im Anschluss haben sie 20 Minuten Zeit sich auf das Pferd einzustellen, umgekehrt das Pferd auch auf den Reiter. Seit vielen Jahren führt das zu Diskussionen und unschönen Szenen bei der Teildisziplin Reiten. Pferd und Reiter kennen sich nicht, sind kein Team, sind keine Einheit. Die Quittung folgt postwendend, so auch heute.

 

Bereits die erste Starterin aus Brasilien trennte sich von ihrem Pferd im Parcours. Kann passieren, ist schnell passiert, passiert natürlich aber noch schneller, wenn Pferd und Reiter sich nicht kennen. Warum der Reiter danach wieder aufsteigen darf und das Hindernis, an dem es zuvor gekracht hat, wieder anreiten darf, um dann am selben Hindernis, nach einem Mamutsprung, wieder einen Abflug zu machen, muss man nicht verstehen und hat im Pferdesport auch nichts zu suchen. Trennen sich die Wege von Pferd und Reiter im Parcours ist man normalerweise ausgeschieden, nicht so beim Fünfkampf. Getreu dem Motto: Hauptsache irgendwie durch!

 

Die zweite Reiterin flog mit ihrem Pferd zwar fehlerfrei über den Parcours, hatte aber bereits zu Beginn Müh und Not die motivierten Bocksprünge zu sitzen. In einem solchen Parcours, mit solchen Anforderungen, hatte sie de facto nichts zu suchen. Ihr reiterliches Können war den Sprüngen und dem Pferd nicht gewachsen. Und auch die Bilder vieler anderer Reiterinnen waren durchzogen von Verweigerungen, "Fahrstuhlsprüngen", Reiterinnen, die gegen die Bewegung saßen, Gezerre und Geziehe, und und und... Man sah alles, nur keine lobende Hand, kein Halsklopfer, nichts. 

 

Die Deutsche Annika Schleu lag bis zum Springparcours deutlich auf Goldkurs. Zugewiesen wurde ihr das Pferd „Saint Boy“, der bereits unter einer russischen Fünfkämpferin den Dienst quittierte, sich nicht mehr zum Sprung bewegen ließ und mit der Situation deutlich überfordert war. Er war umweltorientiert und definitiv der Aufgabe, die ihm bevorstand, nicht gewachsen. Normalerweise besteht die Möglichkeit auf ein Ersatzpferd zurück zu greifen, sofern das zugeloste Pferd zuvor viermal verweigert oder den Reiter zweimal abgeworfen hat. Nicht im Fall von Saint Boy. Er zeigte sich nämlich bereits bei Betreten des Parcours absolut unwillig, aber verweigerte lediglich dreimal. Die Deutsche reiterlich sichtlich überfordert und bereits vor dem eigentlich Parcours mit Tränen in den Augen. Nach vier Verweigerungen wurde aus Goldkurs Platz 31.

Nach Aussagen der Bundestrainerin, wie „sie hätte eigentlich nur irgendwie durchreiten müssen, meinetwegen mit fünf Abwürfen, sie hätte immer noch vorne gelegen, so gut wie sie ist“ und „Hau drauf, hau richtig drauf.“, sowie beherztem Eingreifen vom Rand aus mit einem Faustschlag auf den Hintern des Pferdes, schüttelt man als Pferdeliebhaber den Kopf und stellt sich die Frage, wie solche Personen mit Lebewesen umgehen dürfen. Schleu tat was ihr zugerufen wurde und malträtierte das Pferd mit Bein und Gerte. In jeder anderen Reitsportdisziplin wäre sie damit disqualifiziert worden. Im Fünfkampf „nur“ auf den vorletzten Platz durchgereicht. Partner Pferd? Fehlanzeige! Warum hier niemand eingegriffen hat, ist ebenso fraglich wie das Reglement des gesamten Wettbewerbes. 

 

Eine Qual für das Pferd, eine Qual für den Zuschauer. Innerhalb von 20 Minuten wird man mit einem Pferd nicht zu einem Team. Wie ein Team auszusehen hat, haben Jessica von Bredow-Werndl und Julia Krajewski eindrucksvoll mit ihren Ritten bewiesen. DAS sind Szenen, die wir im Reitsport sehen möchten. Bekannte Reiter brachten es auf den Punkt, Fünfkampf hat nichts mit Reiten zu tun! Fünfkampf hat nichts mit dem Partner Pferd gemeinsam, das Pferd wird zum Mittel zum Zweck.

 

Die gesamte Prüfung, inklusiver aller unschönen Szenen, gab es live und in voller Länge auf ARD! Szenen, die wir im Reitsport nicht sehen wollen, Szenen die sich in den Köpfen festsetzen und unseren wunderbaren Reitsport in die Schlagzeile bringen und das mit Recht! Stimmen der Tierquälerei werden laut und auch das berechtigterweise. Ein Pferd geht mehrmals hintereinander unter verschiedenen Reiterinnen inkl. Abreiten. Alleine das gilt es bereits mehr als kritisch zu hinterfragen.

Fraglich, warum heute im modernen Fünfkampf am Reiten festgehalten wird, modern ist anders und Pferde keine Sportgeräte! Solche Szenen haben im Reitsport nichts zu suchen!

 

Wer keinen Pferdeverstand hat, gehört NICHT aufs Pferd! 

 

olympia fünfkampf partner pferd