Eine ganze Zeit lang bin ich zu Fitnesskursen bei uns im Ort gegangen. Beim „Power Body Workout“ wurde jede Woche etwas anderes gemacht, mal Ausdauertraining, mal Kraft, mal wurden Balancepads verwendet, um die Tiefenmuskulatur zu trainieren. Der Sinn war es, dass durch die verschiedenen Übungen mit und auf dem Pad immer auch eine leichte Bewegung durch das Pad ausbalanciert werden musste, wodurch eben die Tiefenmuskulatur stimuliert wurde. Das Besondere an der Tiefenmuskulatur ist, dass man sie nicht bewusst ansprechen kann, also nicht durch Situps, Kniebeugen oder andere Kraftübungen trainiert werden kann.

Was hat das nun mit Pferden zu tun? Seit einigen Monaten scheint dieses Training auch in die Reitställe zu schwappen. Immer öfter sieht man Pferde auf Balancepads. Wie auch bei meinen Fitnesskursen, sorgen Balancepads beim Pferd für eine Destabilisierung, die durch die Tiefenmuskulatur wieder ausgeglichen werden muss. Der Pferdekörper muss sich permanent neu ausbalancieren.

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Meiner Reitbeteiligung wurde empfohlen, mit Balancepads zu trainieren, da er noch recht einseitig bemuskelt war. Also wurde ihm von der Physiotherapeutin ein Trainingsplan aufgestellt, auf der schwächeren Seite mit den Pads zu trainieren. In der ersten Woche noch nur 3x die Woche eine Minute und auch nur mit einem Pad unter einem Huf gleichzeitig. Das wurde dann jede Woche in der Dauer etwas gesteigert. Natürlich wurde außer dieser Arbeit mit den Pads auch die Arbeit unter dem Sattel auf die schwächere Seite ausgerichtet, mit vielen Seitengängen beispielsweise. Ob der Erfolg, der nach einigen Wochen nicht mehr zu übersehen war, nur an den Balancepads lag, kann man schwer sagen. Aber mittlerweile bin ich mir sicher, dass sie da einen Anteil dran hatten.

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Ein weiterer Effekt der Pads soll nämlich sein, dass sich Muskelverspannungen lösen lassen. Meine Stute ist 23 Jahre alt, hat einen alten Befund im Knie und hat sich laut Physiotherapeutin eine Art „Gerüst“ gebaut, um mit dieser alten Verletzung gut zurecht zu kommen. Bei der letzten Behandlung wurden daher nur die schlimmen Blockaden gelöst, die, die sie für die Stabilität braucht, damit das Knie keine Probleme macht, haben wir gelassen. Mir wurde aber auch empfohlen, dass Balancepads hier eine gute Idee sein könnten. Denn durch das permanente Ansteuern der Tiefenmuskulatur und das dauernde An- und Abspannen können tiefliegende Verspannungen gelockert werden.

Während der Recherche für diesen Blogbeitrag habe ich herausgefunden, dass es mit Pads kaufen unter drunter legen offenbar nicht getan ist. Es gibt nämlich große Unterschiede. Bei einem Anbieter gibt es ein Set bestehend aus sechs verschiedenen Härtegraden. Dieses Set kostet dann aber auch direkt knapp 1000 €. Ja, Tausend. Dafür ist dort sehr schön angegeben, welchen Effekt welche Härte bewirken soll. Alle Härtegrade sind für Stabilitätstraining der Pferde, wie oben bereits erwähnt. Generell gilt: Je härter desto einfacher für das Pferd, da nicht so viel gegengesteuert werden muss, wenn der Huf nicht so tief einsinkt. Soweit, so einleuchtend. Zusätzlich gibt es Pads mit Keil, die bei bestimmten Problemen helfen sollen, beispielsweise wenn ein Pferd schlecht Last aufnimmt. 

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Die Besitzerin meiner Reitbeteiligung hat mir erlaubt, mit ihren Pads zu arbeiten, sie hat hellblaue Pads, die meiner Einschätzung nach relativ weich sind. Im Internet habe ich verschiedene Tipps gefunden, wie mit den Pads zu arbeiten ist. Eines hatten alle gemeinsam: Man muss auf das Pferd achten, wenn es unangenehm wird und herunter möchte, sollte man es lassen. Aus diesem Grund sind auch Belohnungen dafür, dass es auf dem Pad steht, nicht ratsam.

Ich habe mit meiner Stute auch mit nur einem Huf gleichzeitig angefangen. Zunächst fand sie den fremden Untergrund etwas seltsam, hat den Huf aber gut abstellen lassen. Statt mit einem durchgetackteten Trainingsplan mache ich es tatsächlich nach Gefühl. Wir gehen erst ein bisschen Schritt zum Aufwärmen und arbeiten dann mit allen vier Füßen nacheinander. Dabei schaue ich nicht auf die Uhr, sondern lasse sie so lange stehen, wie sie möchte. Manchmal verlagert sie das Gewicht ein bisschen, mal schont sie den Hinterfuß, der gerade auf dem Pad steht kurz, und auch das lasse ich immer zu. Nach dem ersten Mal hatte ich ein bisschen Sorge, dass ich es übertrieben habe, und sie am nächsten Tag Musklekater haben könnte. Aber das Gegenteil war der Fall. Sie ist am nächsten Tag super elastisch Schritt gegangen. Das Training scheint ihr also gut zu tun. Nun stehen wir noch am Anfang, bisher mache ich nie mehrere Füße gleichzeitig. Aber in den nächsten Wochen werde ich auch das mal probieren. In der Zwischenzeit bin ich natürlich neugierig:  Arbeitet ihr mit Pads? Welche nutzt ihr? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

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Herzlichen Dank an Nadine Peeters von Augenblick_by_nadinepeeters für die tollen Bilder mit den vier Pads!