Geht man so durch die Stallgasse, begegnen einem eine Reihe von Charakteren, die einen mag man, die anderen mag man weniger und zu dem einen oder anderem Charakter kann man sich sogar selber zählen. Auf geht’s mit unseren 20 Einstellertypen.

 

Die Hysterische
Die Hysterische ist, Überraschung, hysterisch! Und zwar IMMER und ÜBERALL und zu JEDER Zeit und OHNE Grund. Verrückt? Ja, absolut. Nervig? Oh Ja! Sie zählt zu den nervigsten und zeitgleich anstrengsten aller Einsteller. Egal was ist, alles wird mit Hysterie beantwortet. Hat das Pferd einen kleinen Kratzer wird nicht nur direkt hysterisch den Tierarzt gerufen, sondern auch theatralisch rumgeschluchzt, wie stark das Pferd doch verletzt ist. Den Kratzer nennen wir Kratzerchen und jeder Musicaldarsteller wird neidisch bei so viel Theatralik. Die Hysterische treibt mit ihrer übertrieben Hysterie, ja doppelt gemoppelt, aber passt bestens, alle Anderen in den Wahnsinn. Zudem ist sie wie Jekyll and Hyde, man weiß nie auf welchen Gemütszustand man heute trifft, denn Hysterie kennt keine Ursache und keine Grenzen.

 

Die Ängstliche
Nicht zu verwechseln mit „Der Hysterischen“, denn die Ängstliche ist nicht hysterisch, sondern sie hat schlichtweg Angst und das vor allem! Angst vor Staub vom Heu, Angst vor der Spinne, Angst vor der Forke in der Stallgasse in der letzten Ecke und natürlich auch Angst vor dem eigenen Pferd. Meistens sind die Ängstlichen dann auch die 15-Minuten-Reiter und das auch nur im Schritt. Jeder Tag der ohne Unfall beendet wird, ist ein Erfolg. Man muss sich auch kleine Ziele stecken.

 

Der Merkwürdige
Der Merkwürdige gehört irgendwie in jeden Stall und er ist einfach merkwürdig, verrückt ich weiß. Aber die Definition von merkwürdig ist gar nicht so einfach. Trifft man ihn in der Stallgasse, befällt einen direkt ein Gefühl von Beklommenheit. Beobachtet er mich? Durchaus möglich, schließlich ist er merkwürdig. Verwickelt er einen in ein Gespräch wünscht man sich nichts mehr, als da es schnell und ohne jegliche merkwürdige Wendung zu Ende geht. Und ist man mit ihm in der Halle, steht man fassungslos in der Mitte und fragt sich, was er da gerade Merkwürdiges veranstaltet. Das verrückte ist, er weiß es auch nicht. Spricht man ihn drauf an, folgt nur ein merkwürdiger Kommentar und man ist genau so schlau wie vorher.

 

Die Zickige
Zicken gibt es überall, aber besonders viele gibt es im Reitstall und eine ist ganz besonders hervorzugeben: „Die Zickige“, sie ist nämlich die Königin aller Zicken. Die Zicke ist auch gerne die, die alles besser weiß und ihre Meinung dann auch auf uncharmante zickige Art durchsetzen will. Ihr ist übrigens auch nichts recht zu machen, weil sonst gäbe es ja auch nichts mehr zu meckern und dann wäre der Zicke auch ganz schnell langweilig. Die Zickige kommt übrigens gerne im Duett mit ihrem Personal, welches sie dann nach Lust und Laune anzicken kann, dafür braucht sie übrigens auch keinen Grund, das geht auch so. Die ideale Kombi ist dann übrigens die Zickige mit einer zickigen Stute, Popcorn raus und genießen.

 

LK 1 am Zaun
Die Profis stehen immer an der Bande, so auch LK 1 am Zaun. Sie weiß alles, sie kann alles und sie kann natürlich auch alles reiten, also theoretisch, eventuell mit dem richtigen Pferd, ach nein, nicht mal dann. Aber in der Theorie hat LK 1 am Zaun natürlich Leistungsklasse 1 und hat für jeden einen Rat, egal ob man diesen hören möchte oder nicht. Gibt es ein Problem beim Reiten, kann LK 1 am Zaun das natürlich sofort durch kluge Ratschläge lösen. Selber aufsteigen? Nö, Ratschläge müssen reichen, nicht, dass die anderen sich bei so viel Talent noch etwas abschauen.

 

Die Schnacker
Bla bla bla bla bla bla bla, das ist wohl alles, was man aus einem Gespräch mit den Schnackern mitnimmt. Egal wie sehr man auch versucht den Schnackern aus dem Weg zu gehen, keine Chance. Sie finden dich, IMMER und ÜBERALL! Auch im letzten Winkel der Stallgasse spürt der Schnacker dich mit seinem trainierten Schnackernäschen auf und verwickelt dich in ein nie endendes Gespräch. Du kannst nur beten, dass dich jemand aus der Situation rettet und als nächstes Opfer des Schnackers auserkoren wird. Wenn keine Hilfe kommt… Viel Glück!

 

Die Egoisten
Die gehasste Gruppe in jedem Stall: Die Egoisten! Sie denken nur an sich, an sich selber und dann nochmal wieder an sich. Dann ist ja am Ende auch an jeden gedacht. Jemand hat sich fürs Round Pen angemeldet und der Egoist müsste warten? No way! Der Egoist verschwendet keinen Gedanken an jemand anderen und drängelt sich vor. Ist ihm schließlich auch scheiß egal, was andere von ihm denken. Kein Unterricht erlaubt? Scheiß egal, es wird Unterricht geritten. Aufgrund des aktuellen Herpes Ausbruches, darf der Hof nicht verlassen werden? Scheiß egal, ab zum Lehrgang, der übrigens auch nicht stattfinden darf, aber was solls, am Ende hat man ja schließlich auch an sich gedacht.

 

Die Nicht-Reiter
Die Nicht-Reiter sind die mit den Nicht-Reitpferden, also den Pferden die eigentlich mal Reitpferd waren, aber dann zum Nicht-Reitpferd wurden, klar? Die Nicht-Reiter kommen, putzen und laufen Kreise auf dem Hof. Das Pferd des Nichts-Reiters ist nämlich nicht ausgelastet und daher kann auch der Hof nicht verlassen werden. Nicht-Reiter sehen aber grundsätzlich auch nicht ein, dass sie Nicht-Reiter sind, sie haben ja ein Reitpferd, oder sowas in der Art. Könnte auch ein Führpferd sein, aber klingt halt nicht so schön wie Reitpferd.

 

Die 15-Minuten-Reiter
Putzen, Putzen, Putzen, Fertig machen, Aufsteigen, 15 Minuten reiten, absteigen. Puh!! Überlebt. Das reicht dann aber auch. Die 15-Minuten-Reiter verbringen per se zwar viel Zeit im Stall bei ihrem Pferd, aber nicht im Sattel. Sie kommen direkt nach den Nicht-Reitern, wollen sich zu der Gruppe aber noch nicht zählen, der Wille ist da und noch ist man ganz klar Reiter und hat auch ein halbes Reitpferd. Daher reiten sie noch rund 15 Minuten, mehr darf es dann aber auch nicht sein, achso und Schritt reicht übrigens auch.

 

Die 2 Minuten Schritt-Reiter
Rauf, zwei Minuten Schritt und ab geht die Post und zwar auch nicht vorwärts/abwärts wie gelernt, die Lösungsphase wird übersprungen und nach fünf Minuten auch schon der erste Wechsel geritten, oder was auch immer das war, denn das Pferd ist natürlich stockensteif und Wenden klappt vor dem anderen Pferd-Reiter-Paar auch nur mit massivem Zügeleinsatz, wie auch. Habt ihr schon mal versucht mit einem 80-Tonner auf der Brücke zu wenden? Klappt nicht? Ach ne! Am Ende der Arbeitsphase wird dann noch schnell eine Runde gedreht und ab geht’s nass in die Box, 2 Minuten müssen reichen und in 2 Minuten kann man ja auch ganz viel bewirken … NICHT! Übrigens, Zeit zum Abschwitzen kriegt der triefend nasse Freund auch nicht, Decke druff, Fenster zu, wird schon gut gehen.


Die mit den Schlaufzügel

Die mit den Schlaufzügel ist die, die IMMER mit Schlaufzügeln reitet. Verrückt oder? Da steckt die Erklärung schon im Namen. So viel mehr ist zu dieser Person auch eigentlich nicht zu sagen, sie kann nämlich nach Jahren der Schlaufzügelarbeit gar nicht mehr ohne reiten. Die Pferde übrigens auch nicht, die laufen bereits wie auf Schienen. Bedauerlich, dass es noch keine extra Schlaufzügel-Turniere gibt, da wäre sie ganz vorne dabei.

 

Piaffiert bei mir
Tja, die Gattung ist ganz besonders. Sie sind Trainingsweltmeister, Wechselmaschine, Piaffenkönig, eigentlich sind sie alles im Überfluss, immer und immer und immer und immer und immer … ach und immer wieder. Ok reicht, so viele Immers verarbeitet die Blogansicht nicht. Aber Piaffiert bei mir, die kann einfach alles, oder denkt es zumindest. Das Pferd kann es auch, aber meistens ist ihm einfach nur schlecht von Pirouetten über Pirouetten, über Pirouetten zu Wechseln über Wechseln, über Wechseln zu Piaffen oder solchen, die es mal werden wollten. Wenn dieser Reiter die Halle betritt, lauf einfach! Lauf einfach ganz weit weg oder gehe auf den Platz, ausreiten oder sonst was, aber bleibe nicht in der Halle! Das ist wie die Tür im Horrorfilm hinter der sich der Mörder versteckt, MACHE SIE EINFACH NICHT AUF!!


Die wegen Corona nicht lachen

Die aktuelle Pandemie Situation hat auch einen ganz neuen Einstellertyp zu Tage gefördert, nämlich die, die wegen Corona nicht lachen. Die haben übrigens auch schon vorher nicht gelacht, aber jetzt halt noch weniger als gar nicht. Sie kommen, sie schauen ernst, stratzen an dir vorbei, machen ihr Ding und gehen wieder. Gerne auch als „Die Corona-Polizei“ bekannt, fehlt nur noch das Blaulicht auf dem Kopf und die dreistellige Durchwahl für akute Notfälle.


Die Muttis

Ach ja, die Muttis. In jeden Stall gehören die Muttis. Übrigens eine Gattung die ein besonderes Augenmerk verdient hat, sie sind IMMER da. Man weiß gar nicht wo sie her kommen, aber irgendwie sind sie immer da und tüddlen mit dem vierbeinigen Liebling rum. Reiten tun sie auch, aber nur Freizeit. Die Muttis benötigen übrigens besondere Unterstützung, denn oftmals verletzten sie sich im Alltag und dann kann nicht mal mehr das Pferd getrenst werden. Eine liebenswürdige Gattung Einsteller.


Die Gitte

Die Gitte ist nicht zu beschreiben, man muss sie erleben. Sie ist eine Mischung aus Mutti, Hysterische und Ängstliche. Eigentlich vereint sie alles, in einer Person, aber immer nur ein bisschen. Gerade so viel, dass es nicht überanstrengend wird, aber auch gerade noch genug, dass es einen nervt, wenn man sie trifft. Übrigens, „Gitte“ ist der Oberbegriff für all die Personen, bei denen man sich den Namen einfach nicht merken kann. Und sorry, alle Gittes dieser Welt, Ingrid hat auch nicht gefragt, ob sie Teil der Werbung von Indeed werden wollte. Manche Dinge muss man einfach so hinnehmen.

 

Die ihre Psyche aufs Pferd übertragen
Puhh, das ist die Gattung mit der man NIE in der Halle sein möchte, genau so wenig wie mit Piaffiert bei mir. Am liebsten auch nicht mal zusammen in der Stallgasse. Hat die Person Kopfschmerzen, hat das Pferd auch welche, jawohl! Kopfschmerzen beim Pferd sind kein Kavaliersdelikt. Vor Allem wenn das Pferd sich auch noch ganz normal verhält, dann spricht man schnell vom Schädel-Hirn-Trauma, das arme Tier weiß vor lauter Schmerzen gar nicht mehr, wie man sich komisch verhält, es ist einfach normal. Hat man sich bei der Mittagszubereitung in den Finger geschnibbelt, sitzt das Eisen auch irgendwie ein Müh schief. Und fühlt man sich im Sattel unwohl, dann ist bestimmt ein kleines Tierchen unter der Schabracke, welches dafür sorgt, dass das Pferd sich auch unwohl fühlt. Ist ja ganz klar, Spiderman persönlich hat ein pieksendes Spinnennetz in der Schabracke gespannt.


Die mit 100 Schabracken

Ist es nicht Ton in Ton, kann das Pferd sich nicht einen Meter bewegen, dann klappt sowieso nichts. Die Bandagen müssen zur Schabracke passen und das Oberteil ebenfalls und natürlich muss auch der Stirnriemen abgestimmt sein, am besten auch noch die Reitsocken, die man natürlich in den Reitstiefeln nicht sieht, aber es muss schon passen. Ohne perfektes Outfit, geht nichts. Und bevor man sich eine neue Jeans für den Alltag kauft, gibt es lieber ein neues Outfit für das Pferd.

 

Die Dompteure
Tja, Dompteure gibt es nicht nur im Zirkus, auch im Reitstall sind sie zu finden. Und die bringen ihrem Pferd einfach alles bei ohne darüber nachzudenken, dass Steigen bei einem 1.70 m großen Pferd welches einem eh schon auf der Nase herum tanzt nicht die beste aller Übungen ist. Ebenso wundern sich die Dompteure, warum ständig das Knie blau ist vom ungewollten spanischen Schritt in der Stallgasse. Es ist halt nicht alles Gold was der Dompteur beibringt.

 

Die im Stall wohnen
Es gibt ja so Einsteller, die sind einfach IMMER da, immer und immer und immer. Wir hatten das schon, so viele Immers kann der Blogbeitrag nicht verarbeiten. Und auch wenn die Corona Bestimmungen in vielen Reitställen derzeit die Anwesenheitszeiten limitieren, die, die im Stall wohnen sind trotzdem immer da. Man weiß auch gar nicht, was sie die ganze Zeit machen, sie selber übrigens auch nicht, aber es gibt immer was zu tun, oder auch nicht, aber Hauptsache man ist da. Da fragt man sich als Ausstehender doch, wie scheiße muss das eigene Zuhause sein?


Die Tierärzte

Und damit meine ich nicht studierten echten wahren wirklichen leibhaftigen Tierärzte, sondern die Einsteller, die der Meinung sind, sie wären der Tierarzt, nur eben ohne Ausbildung. Wer braucht schon Studium und Examen um als Tierarzt arbeiten zu können. Da werden hier und da verrückte Diagnosen gestellt und diese auch direkt in Eigenregie behandelt. Und wissen ie Tierärzte mal nicht mehr weiter, dann weiß es sicher Onkel Google, der weiß nämlich alles, jaaawooohl!! Das ist so!! Google weiß alles und die dort stehenden Diagnosen sind auch definitiv immer wahr, überhaupt nicht übertrieben, schließlich tummeln sich dort auch zu Hauf Hobbytierärzte und die müssen es ja wissen, haben sie es schließlich alles selbst sicher ganz bestimmt schon durch. 

 

Hand aufs Herz, wo seht ihr euch und wen erkennt ihr?