Blog WechselJetzt

Ich bin Julia und seit knapp 20 Jahren in der Islandpferdebranche unterwegs. Mittlerweile bin ich selbstständige Trainerin und biete ReiterInnen und Islandpferden eine allumfassende Ausbildung. Denn mittlerweile hat sich die nordische Robustpferderasse im deutschen Raum erfolgreich durchgesetzt und gehört zu der zweitbeliebstesten Pferderasse. Doch was macht die flauschigen Vierbeiner so besonders?

Ich habe für Euch kurz und knapp zusammengestellt, was die flauschigen Vierbeiner ausmacht.

 

1) Warum drei, wenn man auch fünf haben kann?
Schritt, Trab, Galopp, Tölt und Rennpass: Das Islandpferd zeichnet sich vor allem durch seine besonderen Gangarten aus. Diese sind genetisch veranlagt, müssen jedoch nach Gangveranlagung des jeweiligen Pferdes gerade am Anfang der Ausbildung besonders im Training beachtet werden. Es gibt Vier-, Fünfgänger und Naturtölter. Das bedeutet, dass manche Islandpferde nur vier Gangarten in ihrem Repertoir haben, andere alle fünf und ein kleiner Teil von ihnen am liebsten nur Tölt laufen würden. Letztere sind wohl das Aushängeschild für das Islandpferd als Ausreit- und Freizeitpartner. Der Tölt ist ein Viertakt mit sehr hoher Tempovarianz. Das bedeutet, dass man als Reiter im hohen Tempo umherflitzen kann, dabei aber fast regungslos im Sattel sitzt - denn die Fußfolge für den Tölt ist dieselbe wie für den Schritt: Es gibt also keine Schwebephase. Ein gutes Islandpferd kann im Tölt somit bis zu 40 km/h erreichen und der Reiter sitzt dabei immer noch still und fest im Sattel. Dies wird auch auf Turnieren geprüft: Beim sogenannten Biertölt kommt es nicht nur auf Rhythmus, Reitweise und Haltung an, sondern auch auf die Flüssigkeit der Gangart. Dies wird getestet, indem der Reiter ein volles Bierglas in die Hand bekommt und der Füllstand am Ende der Prüfung getestet wird.

Ein fünfgängiger Isländer kann auch noch im Rennpass gehen. Diese laterale Gangart beinhaltet eine Schwebephase und zeichnet sich - wie der Name schon sagt - durch sehr hohe Geschwindigkeit aus. Desweiteren kann diese Gangart nur auf Geraden geritten werden. Wie auch andere Pferderassen beherrschen Islandpferde auch den Schritt, Trab und Galopp.
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2) Wind- und wetterfest
Ursprünglich aus dem hohen Norden können Islandpferde einiges ab: Ob Schnee, Eis, Regen, Sonne, Wind oder Gewitter - die Flauschnasen gehören nach draußen. Selbstverständlich muss ihnen ein Unterstand inklusive trockener Liegefläche zur Verfügung gestellt werden, doch die meisten Islandpferde meiden diesen konsequent. Bei schlechter Witterung stellt sich die Gruppe ganz nah aneinander, mit dem Po zum Wind: So trotzen sie jeder noch so schlechten Witterung. Damit diese Taktik jedoch funktioniert, brauchen Islandpferde Gesellschaft. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese niemals allein oder in Boxenhaltung gehalten werden sollten!
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3) Stark, stärker, am stärksten, das Islandpferd
Eine Grundsatzdiskussion: Sind es nun Islandpferde oder -ponys? Grundsätzlich sind die Inselbewohner größentechnisch den Ponys zuzuschreiben, jedoch sind sie aufgrund ihres kräftigen Körperbaus deutlich stärker als die “Normalos”. Was bedeutet das also? Leider kann man da keinen allgemeingültigen Wert vorgeben wie viel ein Islandpferd tragen kann, denn wie bei jeder anderen Rasse auch, kommt es hier auf Alter, Trainingszustand des Pferdes, aber auch auf Ausbildung und Gewichtsverteilung des Reiters an. Ein gut trainiertes, mittelaltes Islandpferd kann jedoch ohne Probleme einen erwachsenen reiterfahrenen Mann tragen und das auch gern für stundenlange Ausritte in beliebiger Gangart.
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Islandpferde sind Inselbewohner und wie auch bei den Menschen, geht das oft mit der ein oder anderen Eigenart Hand in Hand. So kommen viele Islandpferde auch gern mal auf ihre eigenen Gedanken. Schaut man jedoch hinter die raue, wuschelige Fassade, trifft man auf ein unglaublich treues Herz und einzigartigen Charakter und eine Persönlichkeit, die bereit ist, zu jeder Zeit 150% zu geben. Noch etwas Stoff zum Nachdenken: Mischzucht ist bei den Islandpferden gar nicht gern gesehen. Die Rasse wird seit über 1000 Jahren “rein” gehalten: Denn jedes Islandpferd, welches Island verlässt, darf niemals mehr zurückkehren, um den Genpool der Rasse zu bewahren.
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Wir danken Julia vom Blog WechselJetzt für den schönen Beitrag und Louisa Lilja für die Bereitstellung der Fotos.