„Wer Hirn hat, schützt es“, diesen Spruch hat wohl jeder Reiter schon einmal gehört. Obwohl viele Versicherungen bei Unfällen ohne Helm nicht zahlen, gibt es keine generelle Helmpflicht bei uns. Auf Turnieren sieht das etwas anders aus. Unter 18 ist ein Helm in allen Dressurprüfungen vorgeschrieben, ab 18 darf man sich ab Klasse L aussuchen ob man mit Helm oder Zylinder/Melone reitet. Trotzdem sieht man bis in die ganz hohen Klassen wieder immer öfter Reithelme. Warum?

RT 2016 04 17Ein Grund ist der schwere Reitunfall der US-Amerikanerin Courtney King-Dye im März 2010: Sie stürzte, als ihr Pferd auf dem Abreitplatz ausrutschte. Sie trug keinen Helm. Daraufhin lag sie wochenlang mit schweren Kopfverletzungen im Koma und kämpfte ums Überleben. Bis heute hat sie sich davon nicht vollständig erholt. Dieser tragische Unfall war einer der Gründe, warum Kanada als erstes Land der Welt eine generelle Helmpflicht für Dressurreiter einführte,  die für alle Altersgruppen, Turnierkategorien und Prüfungslevels gilt. Aber auch die Dressurmannschaft der US-Amerikaner reitet seitdem auf Championaten nur noch mit Reithelm. Berühmtestes Beispiel: Charlotte Dujardin. Auch Isabell Werth blieb von dem Vorfall nicht unberührt. Dieser Vorfall und die Geburt Ihres Sohnes haben dafür gesorgt, dass sie vorsichtiger wurde und nun mit Helm reitet.

Christina Braunecker Lang 8

Die Frage, ob ein Helm sinnvoll ist oder nicht, stellt sich mir nicht. Auch mir hat meine Reitkappe schon einmal meine Gesundheit, wenn nicht mein Leben gerettet, da ich nach einem Sturz trotz Helm eine schwere Gehirnerschütterung hatte. Aber in den hohen Klassen? Wo die Profis starten? Auf fertig ausgebildeten Pferden?

Vor Kurzem habe ich mich da mit einer Richterin drüber unterhalten. Ihre Meinung war klar: Wenn man Sorge hat, dass ein Pferd sich erschreckt, ist es nicht losgelassen und hat in einer Dressurprüfung nichts zu suchen. Zur Erinnerung: Losgelassenheit beschreibt den Zustand, in dem die Muskeln unverkrampft arbeiten, der Kreislauf angeregt ist, die Durchblutung verstärkt ist und das Pferd angstfrei und zufrieden ist. Ein spanniges, schreckhaftes Pferd ist also nicht losgelassen und hat in Dressurprüfungen, schon gar nicht im Grand Prix, etwas zu suchen.

VivienElsner 7Nun ist Courtney King-Dye jedoch nicht von einem spannigen oder spackigen Pferd gefallen. Auch nicht von einem jungen, unerfahrenen Pferd. Sie ist gestürzt, weil ihr Pferd gestolpert ist. Und das kann immer passieren, auf dem Abreiteplatz genauso wie in einer Dressurprüfung.

Natürlich sieht es im Grand Prix ungewohnt aus. Viele sagen, es sieht weniger edel oder elegant aus. Aber Charlotte Dujardin ist für mich das beste Beispiel, wie stylisch auch ein Helm aussehen kann. Sponsoring hin oder her, ich finde, es ist Zeit für ein Umdenken.

 

#ichreitemitHelm

 

Und ihr?