Warum? Tut es den Pferden nicht weh? Wie funktioniert das überhaupt? Auf all diese Fragen und noch mehr versuche ich in diesem Blog-Beitrag Antwort zu geben.
Pferde verziehen hat verschiedene Vorteile: Die Mähne wird ausgedünnt, der Look ist natürlicher und vor allem für Sportpferde ist diese „Frisur“ pflegeleicht und schick, auch im Alltag.

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Das Mähne raus zu ziehen – also zu verziehen – klingt zunächst einmal nicht sehr angenehm. Dennoch kommt es tatsächlich aus der Natur! Stehen Pferde in ihrem Herdenverband sieht man oft wie sie sich gegenseitig nicht nur den Hals anknabbern,  sondern  - sehr zum Leidwesen des Besitzers, Pflegers oder Reiters -  auch die Mähne und dabei rupfen sie auch Strähnen raus. Daraus entstand das Verziehen.  
Zum Schmerzempfinden: Jedes Pferd hat eine unterschiedliche Hemmschwelle. Pferde die noch nie verzogen worden sind, sind natürlich viel empfindlicher (die Damen werden das kennen, vom Beine epilieren oder Wachsen:  der Schmerz ist beim ersten Mal schlimmer und mit jedem Mal wird es weniger ;-) ) und auch unsicher, weil sie nicht wissen was da eigentlich mit ihnen gemacht wird. Die 5 Pferde in unserem Stall, die ich verziehe, schlafen dabei mittlerweile.
Tip von meiner Seite: Anfangs ist das Verziehen für die Pferde angenehmer nach der Arbeit, wenn sie gut durchblutet sind und die Poren die Haare leichter los lassen. Dies ist zumindest meine Erfahrung.  Fangt mit nur ganz wenigen Haaren an. Tastet euch ran, wie viel für euren Schatz noch angenehm ist. 

IMG 6462Ich empfehle zwei „Werkzeuge“. Einmal den Verziehkamm und einmal das Verziehmesser. Das Messer ist für Stellen gedacht, an denen die Mähne bereits dünn genug ist aber noch zu lang oder für Stellen an denen das Pferd eventuell besonders empfindlich ist.
Wenn die Mähne bereits „wild“ gewachsen ist, ist es einfacher, ihr sucht euch eine Strähne die etwas länger ist an irgendeiner Stelle und haltet sie zwischen Daumen und Zeigefinger fest.

IMG 6370Dann setzt den Verziehkamm an und schiebt die anderen Haare, die noch mit in der Strähne hängen – aber nicht von euch fest gehalten werden – wie beim Toupieren nach oben.

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Mehrfaches hoch und runter Schieben des Kammes und schon habt ihr nur noch wenige Haare zwischen den Fingerspitzen. Diese dreht ihr mehrfach um den Kamm, so dass die Strähne fest drum herum gewickelt ist.

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Dann die Mähne nach unten raus ziehen. Manche Pferde mögen es lieber mit einem Ruck, unserer zum Beispiel mag es lieber wenn ich es langsam nach unten raus ziehe. So arbeitet man die Mähne nach und nach ab. Strähne suchen und so lange und so viel, bis die gewünschte Dünne und Länge der Mähne erreicht ist.

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Bei Mähnen, die bisher immer mit der Schere ganz gerade geschnitten worden sind, fängt man von unten – also mit den Haaren die unten drunter sind – an und tastet sich da auch langsam ran. Bis das gewünschte „natürliche“ Ergebnis eintritt, bedarf es ca. 2 „Sitzungen“.
An den Stellen an denen die Mähne bereits dünn genug ist oder ein Pferd besonders empfindlich (oft hinter den Ohren oder nah am Widerrist) benutze ich das Verziehmesser. An dem Punkt, an dem ich eigentlich die Strähne um den Kamm drehe, schneide ich die Strähne mit dem Messer auf der gewünschten Länge ab. Den Kamm dabei schräg halten und ruhig ein bisschen zupfen, dann sieht es sehr natürlich aus.  
Mit ein bisschen Übung und Zeit wird es sicher jedem gelingen, seinem Pferd so einen schönen, natürlichen Look zu verpassen.  Ich habe schon unheimlich viele Pferde verzogen und dank Ruhe und Geduld – wie es bei jeder neuen Übung sein sollte – haben sich alle auch weiter verziehen lassen.

In diesem Sinne, wünsche ich euch allen gutes Gelingen und freue mich über eure Erfahrungen!

Eure Jill