„Ich kenne mein Pferd in- und auswendig, ich brauche keinen Helm.“ Habt ihr das auch schon mal gehört? Oder sogar schon mal selbst gesagt? Ich habe viele Jahre den gleichen Helm getragen, der schon viel mitgemacht hat. Für meine alte Stute, wo das Risiko eines Sturzes quasi gleich Null war, fand ich den absolut ausreichend. Für meine Reitbeteiligung, die auch eine Lebensversicherung war, war der auch okay, allerdings wurde der im Winter ziemlich knackig und ich hatte mir vorgenommen, einen neuen Helm zu kaufen, obwohl ich ziemlich sattelfest bin. Und dann ist es passiert, an einem Wintertag im Februar hat das Pferd Gespenster gesehen und scheinbar einen sehr gemeinen Haken geschlagen. Ich sage scheinbar, weil ich mich nicht erinnern kann.

Ab dem Haken bis etwa eine halbe Stunde später habe ich einen Filmriss. Habe zur Vorsicht die Nacht im Krankenhaus verbracht, mit einer Gehirnerschütterung ist ja nicht zu spaßen. Wäre das mit einem neueren Helm auch so ausgegangen? Vielleicht nicht. Aber was wäre gewesen, wenn ich keinen Helm getragen hätte? Das will ich gar nicht wissen.

 

Das Risiko reitet mit. Pferde sind Fluchttiere und haben in der Regel einen eigenen Willen, auch wenn sie ja meistens mit uns kooperieren. Aber es geht nicht nur um den Helm. Es gibt noch so viele andere Vorsichtsmaßnahmen, die von uns Reitern viel zu oft vernachlässigt werden. Wer hatte nicht schon Brandblasen an den Händen, weil sich das Pferd losgerissen hat und einem den Strick durch die Hände gezogen hat? Jaajaa, man soll mit Handschuhen führen. Weiß man. Tut man es auch? Selten. Außerdem soll man das Pferd beim Rausbringen nach dem Tor erst umdrehen und dann losmachen. Ich weiß alleine aus meinem Bekanntenkreis zwei Fälle aus dem letzten Jahr, wo Menschen ins Gesicht getreten wurden. Nicht absichtlich vom Pferd, aber aus Fahrlässigkeit der Menschen.

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Aber man geht ja eh nicht hinter dem Pferd her. Erklärt man jedem kleinen Kind. Bloß nicht hinter dem Pferd stehen, da kann es einen nicht sehen. Weiß man. Wo geht man lang? Hinten. „Mein Pferd tritt nicht.“ Nie? Naja, bis die Miteinstallerin von den Hinterhufen seines Pferdes getroffen wird, weil dein nie tretendes Pferd eigentlich deren Pferd treten wollte.

 

Die Schuhwahl ist ein weiteres Thema. Ich habe mir vergangenen Winter zum ersten Mal Sicherheitsschuhe gekauft, weil die schön gefüttert waren und meine Stiefelletten mittlerweile so löchrig waren, dass ich ständig nasse Füße hatte. Im Sommer habe ich meistens Sneakers an, schnell reinschlüpfen, wenn man nicht gerade Stiefel anhat. Jaa, suboptimal, wenn der Fuß mal unter einen Huf gerät. Andere kommen im Sommer in Ballerinas oder Sandalen zum Stall, um „nur mal schnell das Pferd auf die Wiese zu stellen“. Im Internet kursieren interessante Bilder von nackten Füßen, die unter einen beschlagenen Fuß geraten sind. Nicht zu empfehlen.

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Wenn ich mit meiner alten Stute ausreiten gehe, mache ich mir gerade an warmen Tagen manchmal nicht mal die Mühe, Stiefel anzuziehen und lasse die Sneakers an. Jaaa, soll man nicht. Jeder weiß, dass man nur mit Absatz reiten soll. Damit man nicht durch den Bügel rutscht und den Fuß bei einem Sturz nicht mehr herausbekommt. Jeder hat schon Geschichten gehört, dass jemand vom Pferd zu Tode geschleift oder zumindest schwer verletzt wurde, weil der Fuß im Bügel hing und das Pferd Panik bekommen hat. „Aber mir passiert sowas nicht!“ Wie alles andere auch.

 

Eure Krankenversicherung freut sich übrigens über leichtsinniges Verhalten. Die Schreiben mit Fragebögen, wie es nur passieren konnte, dass ich im Winter gefallen bin, gehen heute noch hin und her. Ist der Unfall durch Leichtsinnigkeit/Spielerei passiert? Hatte die Reiterin einen Helm auf? Zum Glück bin ich mir keiner Schuld bewusst, außer vielleicht, dass der Helm nicht mehr der Neuste war. Zum Glück bin ich als Reitbeteiligung auch durch die Pferdehaftpflicht abgesichert. Dadurch sind sowohl Personenschäden abgedeckt als auch Schäden, die das Pferd in meiner Obhut verursacht. Denn das Risiko ist im Umgang mit jedem Pferd dabei. Immer. Und da sollte man vorbereitet sein, damit es einem nicht irgendwann leid tut.

 

Better safe than sorry.