Der vermeintlich hilfreiche Sperrriemen

Wenn man sich in Reitställen umsieht, fallen einem natürlich sofort die vielen Trensen ins Auge. Braune, schwarze, weiße, schwedische, hannoversche, englische, englisch-kombinierte...

Aber Moment – was genau ist denn jetzt der Unterschied zwischen einer Englischen und einer Englisch-kombinierten Trense?

Dieses und den Ursprung des Sperrriemens möchte ich euch ein bisschen näher erklären. Vielleicht bringt es den ein oder anderen dazu, ein bisschen umzudenken!

Gibt man bei Google „Englische Trense“ ein, werden einem ungefähr 160.000 Treffer angezeigt. Shopping-Ergebnisse, Blogartikel und Wikipedia Einträge – die Liste scheint fast endlos. Schaut man sich nun die Bild Ergebnisse an, findet man natürlich tausende von Bildern von angeblich Englischen Trensen, bestehend aus Genickstück, Stirnriemen, Kehlriemen, Nasenriemen, Gebiss, Backenstück und natürlich dem Sperrriemen.
Moment mal, Sperrriemen? Der gehört aber nicht zur englischen Trense dazu!

Und genau da liegt das Problem – der Sperrriemen ist heutzutage bei den meisten gar nicht mehr wegzudenken. Fragt man diejenigen nun, weshalb sie mit Sperrriemen reiten, kommen immer dieselben Antworten:

Der gehört eben zur Trense dazu“,
Mein Pferd wehrt sich sonst gegen das Gebiss“,
Damit mein Pferd nicht die Zunge übers Gebiss streckt“,
oder aber, der meiner Meinung nach glorreichste Satz: „Sieht halt schöner aus“.

Um jetzt mal deutlich zu machen, WOFÜR der Sperrriemen wirklich gedient hat und wieso er mittlerweile so zum Standard geworden ist, müssen wir ein bisschen in der Zeit zurückgehen.

Der Erfinder des kombinierten Reithalfters hatte die Schlaufe, die am Nasenband angebracht ist, ursprünglich ganz anders verwendet. Der Riemen wurde von innen nach außen jeweils links und rechts durch das Gebiss verschnallt, wodurch der Zug auf das Gebiss beschränkt werden und der Druck auf den Nasenrücken weiter gegeben werden konnte.

Außerdem wurde der Sperrriemen beim Militär dazu verwendet, die Kieferbrüche der Pferde bei Stürzen um 80% zu verringern, indem der Unterkiefer mit dem Sperrriemen zugeschnürt wurde.

Und wieso soll der Sperrriemen jetzt so "schlimm" sein?

Das lässt sich relativ einfach erklären. Durch das zuschnüren des Maules, kann das Pferd nicht mehr den Druck des Trensengebisses auf den Gaumen abmildern. An genau der Stelle, auf der das Gebiss auf den Gaumen drückt, sitzen die Nervenrezeptoren, die den Schluckreflex unterbinden. Dadurch entsteht das Einspeicheln des Pferdes, was ein Zeichen dafür ist/sein kann, dass der Speichel nicht richtig geschluckt werden kann.

Außerdem bildet der Speichel einen natürlichen Schutz der Magenschleimhäute des Pferdes, da sich wichtige Mineralien im Speichel des Pferdes befinden. So auch Natriumbikarbonat, das eine Übersäuerung des Magens verhindert. Dies kann bei dünner Magenschleimhaut zu Magengeschwüren führen, da die Magensäure die Schutzhülle der Magenhände wegfrisst. Für das Pferd ist dies sehr unangenehm, und es beginnt die Muskeln anzuspannen um den schmerzenden Magen ruhig zu stellen.
Weitere Faktoren, die gegen den Sperriemen sprechen, sind unteranderem Atemprobleme, ein in der Bewegung eingeschränktes Kiefergelenk, wodurch Bewegungsstöße nicht mehr so gut abgepuffert werden können. Zudem kompensieren manche Pferde die Schmerzen/Unannehmlichkeiten mit Widersetzlichkeiten.

Und zu guter Letzt noch ein grundlegender Aspekt: Durch den Zug des Sperrriemens, wird der Nasenriemen verschoben und sitzt dadurch ein paar Zentimeter zu tief, was man hier sehr deutlich sehen kann:

 Unbenannt

„Der Sperrriemen tut, wofür er da ist: er sperrt.“

-- Ich möchte hier natürlich niemanden pauschal kritisieren, der einen Sperrriemen nutzt - jeder ist seines Glückes Schmied. Jedoch wissen diese Fakten einige schlichtweg nicht und selbst wenn ich nur eine einzige Person zum Nachdenken gebracht habe wäre das schon ein Erfolg für mich und einfach nur toll! --

Liebe Grüße,

Jule